Lea war das erste Pferd, dass ich portraitieren durfte. Mit ihren 23 Jahren strahlte sie eine Grundgelassenheit aus, die ich so nicht erwartet hätte. Sie wurde zuvor noch nie mit Studio-Licht fotografiert.
Ich muss gestehen, dass ich von klein auf nicht unbedingt zur Sorte der typischen Pferdemädchen gehört habe. Waren meine Erfahrungen mit Pferden doch bislang eher negativ belastet. So ritt mich ein garstiges, kleines, schwarzes Pony in Österreich - es trug den Namen 'Black Lady' - schnurstracks in Richtung Apfelbaum: und ließ mich dann in eben diesem genauso unverfroren hängen. Etliche Jahre später flehte mich eine Schulfreundin an, doch bitte mit ihr reiten zu gehen. Wir fuhren zu einem Reiterhof und baten um Ausritt. Auf meine Frage hin, wie man denn bremsen könnte, antwortete die Dame vom Reiterhof barsch, dass ich wohl anhalten könne, wenn ich denn reiten könnte - dies verneinte ich. Es schien wohl trotzdem kein Grund zur Hinternis - so befand ich mich wenig später auf dem Rücken eines stattlichen Pferds - wohlbemerkt fehlte von Reiterhelm und Stiefeln jede Spur. Wie wir uns so auf den Pferden befanden und gemütlich aus den Wäldern hinauszuckelten, näherten wir uns einer offenen Lichtung. Das war wohl das Startsymbol für unsere beiden behuften Gefährten abrupt reißaus zu nehmen. Hätte ich einen schnelleren Trab wohl noch verkraftet, so war dieser temporeiche Galopp doch eindeutig nichts für mich. Die Hofdame schrie, wir sollen gefälligst anhalten, mir kamen desweilen die Tränen, wollte das Pferd doch nicht so wie ich wollte. Die wilde Fahrt ging wieder in den Wald hinein, mit aller Kraft klammerte ich meine Knie um den Pferdebauch und war heilfroh als es endlich endete. Meine Knie waren durch die Hose hindurch wund gescheuert, das stellte sich jedoch als kleineres Übel heraus, denn der Schreck blieb - bis heute. Seit diesem Tag an habe ich doch eher Vorlieb mit weichen Pferdenasen genommen und es beim Zufüttern mit Grashalmen belassen. Bis heute, bis zum 23.08.2017 - und hier schließt sich der Kreis - bis ich Lea kennenlernte. Lea ist eine ältere Pferde-Dame, die durch ihre jahrelange Erfahrung als Schulpferd in einem Reitverein schon so einige Menschen kennenlernen durfte. Als die etwas in die Jahre gekommene Pferde-Dame für diesen nicht mehr nutzbar war, haben sich Lisa und Laila, zwei junge Frauen mit dem Herz am rechten Fleck, dazu entschlossen Lea zu übernehmen und ihr einen schönen Lebensabend auf einer großen Koppel mit vielen anderen Pferde-Damen zu schenken. Dort hatte ich auch die Möglichkeit Lea zu fotografieren. Während Lisa sie ausgiebig putzte, konnte ich, unter Beobachtung neugieriger Pferdeblicke, in aller Ruhe mein Equipment aufbauen. Ein anthrazitfarbener Vorhang sollte mir als neutraler Hintergrund dienen - dieser stellte sich in Anbetracht der Größe Leas leider als viel zu klein heraus. War aber halb so schlimm, so musste ich in der Nachbearbeitung nur etwas nacharbeiten. Zwischen all den Lichtquellen wirkte Lea grundgelassen und überhaupt nicht ängstlich. Neugierig, interessiert und mit viel Ausdauer warf sie mir ihre besten Blicke und schönsten Posen zu. Danach ging es noch ins offene Gelände und wir genossen die pralle Mittagssonne. Auf dem Weg zurück zur Koppel begrüßten sich die alten Ladys schon über mehrere hundert Meter und hatten sich im Anschluss bestimmt einiges zu erzählen. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet mit Lea zu arbeiten und ich bin sehr gespannt was mich in Zukunft noch für tolle Pferdefotoshootings erwarten werden. Vielen Dank für diese wunderbar entspannte Begegnung, Lea! Tsc(hüh!) & bis bald ☺︎
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über Sandrine Appel
Sandrine ist die Fotografin hinter ZWERGLOEWE Tierportraits und lebt mit ihrem Zwergloewenköpfchen Lloyd und den beiden Teddyhamstern Holger und Hugo in Berlin. In ihrem Blog gewährt sie von Zeit zu Zeit Einblicke hinter die Kulissen von ZWERGLOEWE. Archiv
Dezember 2024
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